Henryk M. Broder: Zur Lage der Nation
Die Waffe von Henryk M. Broder ist das Wort. An diesem Abend zeigte er einmal mehr, dass er sein Schwert auch mündlich zu führen weiß. Unter dem Titel „Die Lage der Nation“ ließ er uns an seiner Sicht der Dinge teilhaben.
Ein zentrales Element seiner Ausführungen bildeten die Vorgänge in Thüringen. Ein Grundübel der Bewertungen verortet er im Umgang mit der AfD, die Broder bereits mehrmals als „Gurkentruppe“ bezeichnet hatte. „Deutschland dreht durch“, meint der streitbare Autor mit Blick auf einen ganz normalen Vorgang: Wahlen. Es ist für ihn ganz normal, dass Wahlen ein Risiko darstellen und ihr Ausgang nicht zwingend jedermanns Wunsch entsprechen. Entsprechend bringt Broder der ganzen Aufregung samt Forderungen, die Wahl rückgängig zu machen bzw. zu wiederholen breites Unverständnis entgegen. Vielmehr betrachtet er den Vorgang als Ausdruck der konsequenten Einhaltung demokratischer Spielregeln – während die Aufregung und die Forderungen diesen nicht folgen.
Natürlich konnte sich Henryk M. Broder an diesem spannenden Abend nicht der Diskussion um den Klimawandel entziehen. Seine Zugang war ebenso klar wie scharfzüngig formuliert: „Ein Prozent der Weltbevölkerung, das für etwa zwei Prozent der globalen CO2-Emissionen zuständig ist, glaubt, die Welt retten zu können, wenn es sparsam heizt und Bananen aus regionalem Anbau kauft.“ Diesem Zugang folgte er konsequent und zeigte offen seine Skepsis hinsichtlich der Diskussion, der er zeitweilig das Attribut „hysterisch“ beimaß. Mit einem Video zeigte er, dass er auch bei diesem Thema Lust an der Konfrontation hat und (vermeintliche) Schwächen in der Argumentation nur allzu gerne aufdeckt: youtu.be/HwBBCmjKENg
Unabhängig davon, wie die eigene Meinung aussieht oder Broders Ansichten (uneingeschränkt) Teilt, er ist ein Meister darin, zum Überprüfen des eigenen Standpunktes anzuregen. Denn eines möchte Henryk M. Broder gewiss nicht: Beifall von Menschen, die nicht wissen warum sie klatschen.